Was ist der beste Weg, um aus unserer Geschichte zu lernen? Wie können wir die polarisierten Debatten vermeiden, die wir derzeit in alten und neuen Medien und an Universitäten beobachten? Wie können wir kreativ auf die Herausforderungen von Migration reagieren? Was tut die Stadtverwaltung, was tun Polizei und Sozialarbeiter*innen? Bei der Erkundung von Best-Practice-Beispielen begleitet uns Eugenes Freund Persy Bulayumi, ein in Kinshasa geborenen Kagraner, Manager, Sozialarbeiter, Lehrer, Feminist, Philosoph und Allrounder. Persy ist bereits zum zweiten Mal bei der Vienna Walking Week dabei, nach seiner „Feminism for Men"-Tour in der Brigittenau letzten Sommer.
Die Ermordung von George Floyd durch einen weißen Polizeibeamten in
Minneapolis im Mai 2020 wurde von der ganzen Welt verfolgt. 9 Minuten
und 29 Sekunden lang wurde das Leben aus ihm herausgesaugt, während er
flehte: "I can't breathe". Das Verbrechen schlug hohe Wellen und
veranlasste viele, über weiße Privilegien und strukturellen Rassismus
nachzudenken. Am 5. Juni 2020 kamen auch in Wien 50.000 Menschen an
einem stürmischen Freitag zusammen, um für Black Lives Matter zu
demonstrieren.
Der Titel unseres Rundgangs mag wie eine Provokation
wirken - das ist er auch - aber wir wollen erforschen, woher Rassismus
kommt, warum Antirassismus an österreichischen Schulen nicht gelehrt
wird, warum so viele Politiker*innen ihn als Werkzeug benutzen und vor
allem, welche Gruppen sich in der Stadt effektiv dagegen einsetzen. Der
ursprüngliche Titel dieses Spaziergangs war „Eine Geschichte des Wiener
Rassismus“, aber wir finden den neuen Titel aussagekräftiger.
Von der
österreichischen Politik hört man in der Welt selten etwas, und wenn,
dann meist, weil ein rechter Politiker Erinnerungen an Hitler weckt:
Waldheim, Haider, Kickl. *Bei den Bürgermeisterwahlen 2015 erzielte H.C.
Strache 31% der Stimmen, Norbert Hofer bei den Präsidentschaftswahlen
in 2016 ganze 48%.
Was werden wir also auf dieser Tour besuchen? Wir
beginnen beim Lueger-Denkmal, das immer noch auf einem Platz steht, der
nach Wiens erstem Bürgermeister des 20. Jahrhunderts benannt ist,
besprechen den Tod Seibane Wagues 2003 im Stadtpark, nachdem
Polizist*innen und Sanitäter auf ihn losgegangen waren und ihn am Boden
fixierten; den Ort des Terroranschlags 2020 auf dem Schwedenplatz, um
den Rassismus zwischen Migrant*innen zu thematisieren; das
Wiesenthal-Institut, um die Arbeit des berühmten Nazi-Jägers zu feiern;
einen Ort des Anti-Roma-Rassismus wo wir darüber sprechen, wie sich ihre
Zeitschrift verkauft; und nicht zuletzt werden wir sehen, wie sich der
Schwerpunkt rassistischer Diskriminierung stets verändert und anpasst.
Auch blicken wir auf die Krise um Fluchtmigration in 2015 und ihre
Auswirkungen auf die Wiener Politik, die Rolle von Religion im
Rassismus, darauf wie Sport, Essen und Musik einen Unterschied machen
können, die Bedeutung von Sichtbarkeit und Repräsentation von
Minderheiten und von kultureller Aneignung - die Art und Weise, wie von
Schwarzen geprägte Kultur übernommen und oft mit kommerziellem Gewinn
genutzt wird, ob es sich um Graffiti, Rap, Turnschuhe, Jazz oder Sprache
handelt. Und wir empfehlen das Buch "Generation Haram" von Melisa
Erkurt
What
is the best way to learn from our history? How can we avoid the
polarised debates currently seen in the media, social media and
universities? How can we creatively respond to the challenges of
migration and integration? What is the city council doing, but also
the police and social workers? To help us explore best-practice, we
will be joined by Eugene's friend, Persy Bulayumi,
Kinshasa-born Kagraner, corporate manager, social worker, youth
adviser, teacher, feminist,
philosopher and
all-round wise
man. This will be the second time Persy has featured at
Vienna Walking Week,
after the Feminism for Men tour in Brigittenau last summer.
The
murder of George Floyd by a Minneapolis police officer in May 2020
was watched by the world. For 9 minutes and 29 seconds, life drained
out of him, as he pleaded "I can't breathe". As crimes go,
this one has made waves, leading many to reflect on white privilege,
structural racism, and on 5 June 2020, 50,000 Viennese
showed up on a stormy Friday to demonstrate that
Black Lives Matter.
The
title of this tour might seem like a provocation - it is - but we
want to explore where racism comes from, why anti-racism is not
taught in Austrian schools, why so many politicians here use it as a
tool, and most importantly, which groups in the city are effectively
campaigning against it. The original title of this walk was A history
of Vienna Racism, but we find this new one more powerful.
People
rarely hear about Austrian politics
around the world,
but when they do, it is usually because a rightwing politician brings
echoes of Hitler: Waldheim, Haider, Kickl.
In contrast with Germany, it seems fewer people here are reading
their history books, to learn about the tragedy that often occurs
when racism is encouraged. Strache scored 31% in the Mayoral
elections of 2015, and Norbert Hofer 48% in the Presidential
election in 2016.
So
what will we visit on this unorthodox tour? We start at
the Lueger Memorial, still sitting on a square named after Vienna's
first mayor of the 20th Century, then we discuss the death of a
Mauritanian man, Seibane Wague, in Stadtpark in 2003, after police
and ambulance workers stood on him;
the site of the 2020 terrorist attack on Schwedenplatz, to look at
racism between migrants, Wiesenthal Institut, to celebrate
the work of the most-famous nazi-hunter;
a site of anti-Roma racism and how their magazine sells, then looking
at how the focus of racist hostility has changed: from Jews, to
Turks, Bosnians, Chechens, Afghans.
Other phenomena we will explore include the refugee crisis of 2015 and its effects on Vienna politics, the role of religion in racism, how sport, food and music can make a difference, stereotypes, the importance of visibility and representation of minorities, how some newspapers stir up racism, and cultural appropriation - the ways black culture is adopted by white people and used for commercial gain, whether it's graffiti, rap, trainers, jazz or even language. We are very pleased that the Justice Minister, Alma Zadic, is a Bosnian refugee. And we recommend Melisa Erkurt's book Generation Haram.
Wir freuen uns sehr über die finanzielle Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien und über die Förderung von Wien Tourismus, der Mobilitätsagentur und diversen Mediengruppen (inklusiv ORF). Außerdem sind wir stolz, dass wir in die Initiative Reparatur der Zukunft aufgenommen wurden, eine Kooperation von Ö1, Forum Alpbach, Ars Electronica und Akademie der bildenden Künste Wien.