Lucky 7. Der Neubau ist neugierig und offen für neue Musik, Kunst, Essen und Lebensstile und damit bestimmt der hippste Bezirk in ganz Österreich. Auf unserem Walk durch Neubau wollen wir die neue Neubau in Frühling 2024 entdecken.
Der Neubau hat einen starken Charakter in Wien (ähnlich wie Ottakring, Favoriten oder die Innenstadt), aber so ein Image kann auch destruktiv sein und Ressentiments hervorrufen – wie viele Witze existieren doch über den siebten Bezirk!
Deshalb wollen wir über soziale Barrieren reden, Identität, Dazugehörigkeitsgefühle und Verschiedenheiten: ändert sich die Atmosphäre, wenn man die Grenze zu einem anderen Bezirk überschreitet? Warum sind die Bezirksgrenzen genau da, wo sie sind? Wie hoch ist die Durchschnittsmiete und wie groß sind die Unterschiede zwischen Innenstadt, Rudolfsheim oder Josefstadt? Wer lebt hier und wer nicht? Wen wählt man im Neubau? Wie viele Einwohner*innen dürfen eigentlich nicht wählen (z.B. die große Anzahl an Deutschen, die hier lebt)? Welche religiösen und ethischen Unterschiede kann man zwischen dem Neubau und seinen Nachbarn feststellen? Warum ist es – für manche Leute – besonders hip im Neubau zu leben und für andere ein lächerliches Klischee? Sind es Vorurteile gegenüber einem sozialen Milieu?
Hipster bringen Innovation, neue Unternehmen und gutes Essen in eine Nachbarschaft. Sollte man sie dafür nicht willkommen heißen und feiern? Eugene wird auf dem Walk die Feindseligkeit gegenüber diesem Lifestyle dekonstruieren und ihn verteidigen gegenüber den müden Stereotypen und Beleidigungen. Wiener*innen lieben vor allem die Natur und ruhige, grüne Orte. Im Neubau findet man fast nichts davon und trotzdem hat er beachtlich hohe Mieten. Wir werden ein paar Einwohner*innen fragen, wie es ist, hier zu leben.
Welchen Einfluss hatte die Umgestaltung zur Begegnungszone in der Mariahilferstraße auf die Einwohner*innen, die Unternehmen und die Umwelt?
Warum heißt der Bezirk eigentlich Neubau? Warum benutzen die Wiener*innen Postleitzahlen anstelle der echten Bezirksnamen? Wenn Wien die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist und der Neubau der hippste Bezirk in Wien ist, macht das dann diesen Stadtteil zum lebenswertesten Ort der Welt? Eugene kommt es oft so vor, als ob die Wiener*innen gar nicht wüssten, wie glücklich sie sich schätzen können, hier zu leben. Wer nicht weiß, was er hat, riskiert es zu verlieren.
Während die jetzige Generation mit der Globalisierung und offenen Grenzen aufgewachsen ist, regiert der neue Populismus (Brexit, Orban, Trump) mithilfe von Mauern, Grenzen und Angst. Was bedeuten Grenzen im Neubau im Jahr 2024? Während Städte sehr schnell wachsen, kommt die Lebenseinstellung nicht hinterher: Neugier, Bildung, Modernität und Liberalismus treffen auf die populistische und rückwärtsgewandte Welle in oft ländlichen Regionen. Wie können wir Offenheit und neuen Optimismus all den Sentimentalen näherbringen, die die Vergangenheit besser finden als die Zukunft? Im Wahljahr will Whoosh politisch werden. Wir werden dabei sicher auch diskutieren, welche Veränderungen die neue U-Bahn im Westen des Bezirks bringen wird.
Wir werden auch die Kriterien analysieren, die Städte weltweit in ihrer „Lebenswertheit“ vergleichbar machen sollen: Vernetztheit, Ungleichheit, Jobs, Kultur, Schönheit, Wetter, Mieten, Infrastruktur, Wifi-Geschwindigkeit, Kriminalität, Bildung, Essen, Grünflächen, politische Stabilität. Das jährliche Ranking wird oft als Score nur für Expats verkannt – aber welcher Einwohner*in sind denn solche Themen nicht wichtig?
Wien gilt als eine der am meisten Schwulen-freundlichen Städte und der Neubau ist wohl der liberalste Ort in dieser progressiven Stadt. Wir wollen zusammen den Erfolg der Ampelpärchen feiern und Richard Florida’s These diskutieren, dass eine offene Einstellung gegenüber Homosexualität mit dem post-industriellen Wirtschaftsboom der Städte zusammenhängt.
Wien ist voller Schönheit, Raum und Möglichkeiten, sich zu entfalten. Wir wollen die Stadt von heute anschauen – abseits ihrer Klischees.
Auf unserem Walk wollen wir eine Gruppe engagierter Bürger*innen zusammenbringen: Pensionist*innen, Akademiker*innen, Journalist*innen, Architekt*innen, Studierende, Migrant*innen – zusammen spazieren wir in unserer eigenen Stadt, debattieren miteinander und vernetzen uns neu.
Whoosh ist es ein Anliegen, Politik mit Spaß zu kombinieren, Dialoge zwischen der internationalen Community und der Stadt zu ermöglichen und Einwohner*innen zu motivieren, mit offenen Augen durch ihre eigene Stadt zu spazieren. Bereits der Guardian, die Zeit, die New York Times und der BBC berichten über unsere Arbeit, bei der wir uns den Humor zur Hilfe nehmen, um spielerisch auf ernste Punkte hinzuweisen.
In Zusammenarbeit mit Lokal Agenda 21 Neubau. After the tour, there will be a social gathering, at Plansinn offices, to introduce the new team and get to know the engaged residents of Neubau.
Bei jedes Wetter
Sprache: deutsch
Here is a brief description of the walk, from Michelle at Plansinn:
"23.02.2024 / Agenda NeubauAm Freitag, 16. Februar, versammelten sich über 20 Menschen am Siebensternplatz; nein, es war keine organisierte Demo und auch kein Flashmob. Der Grund für die Menschentraube war unsere Einladung, mit dem Urbanisten und passionierten Fußgänger Eugene Quinn, den Bezirk Neubau aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Quinn organisiert Spaziergänge durch den Großstadtdschungel und thematisiert dabei nicht nur Sichtbares wie die Architektur. Er nimmt sich gängiger Vorurteile an, hinterfragt sie, bricht sie auf. Er geht der Frage auf den Grund, warum Mieten in Neubau trotz begrenzten Naturraumes hoch sind, springt Hipstern zur Seite, spannt sogar den Bogen zu Trump oder Orban und verliert dabei nicht den Humor. Erstaunlich, wie viel man sehen kann, wenn man genau hinsieht.
Danke allen Beteiligten fürs Kommen, wir sind begeistert, dass so viele gekommen sind und mit uns, dem Agenda-Team, über ihr Neubau gesprochen haben. Du kannst Neubau!
Hier ein kurzer Erfahrungsbericht von Michelle, die sich schon auf eine Fortsetzung freut:
Über die Ecke Stiftgasse/Siebensterngasse sind wir in die chaotische Breite Gasse eingetaucht. Chaotisch bezieht sich hier vor allem auf die Anordnung der Gebäude aus diversen Epochen, Baustilen und Nutzungen bzw. Leerstand. Weiter ging es ins MQ, das mit seinen rund 90.000 m2 eines der größten Kulturareale der Welt ist und Raum für moderne und zeitgenössische Kunst und Kultur bietet.
Eugene erläuterte, warum auf dem Gebäude in der Mitte so viele große Pferdeköpfe zu sehen sind - hier haben sie anno dazumal nämlich in den Stallungen geschlafen. Dann ging es weiter nach hinten in den wohl eher unbekannten Teil des MQ‘s hin zu Teilen der alten Stadtmauer bzw. des ehemaligen Glacis. Hier kann man schöne, uralte Ziegel bestaunen, die alle von der „Wienerberger AG“ kommen, dem weltweit größten Ziegelproduzenten.
Weiter auf unserer Reise gab es Zwillingshäuser (Burggasse 7-9) zu entdecken. Hier haben früher einmal zwei Schwestern gewohnt, die sich nicht besonders gut verstanden haben, was sich bis heute an der unterschiedlichen Gestaltung der sonst identen Haushälften auswirkt. Mit dem Schottendurchhaus haben wir eine spannende Verbindung zwischen der Neustiftgasse und der Lerchenfelder Straße kennengelernt und zu guter Letzt sind wir an Otto Bauers Sterbehaus vorbeispaziert und haben durch Zufall auch das Treppenhaus von innen bestaunen dürfen. Praktisch, wenn Bewohner*innen nach Hause kommen und Eugene kurzerhand mit uns hinterher ins Gebäude huscht!
Die Zeit ist wie im Fluge (kann man überhaupt im „Gange“ sagen?) verflogen und wir haben nur die Hälfte von Eugenes ursprünglich geplanter Tour geschafft. Das schreit förmlich nach einer Fortsetzung."